15. Feb. 2022

Die Jugendlichen standen stets im Zentrum meines Wirkens

Nach 20 Jahren kommt es an der Kreisschule Bechburg Oensingen zu einem Wechsel in der Schulleitung. Die langjährige Leiterin Rita Haefeli tritt in den wohlverdienten Ruhestand. Im Gespräch mit einer Lehrerkollegin blickt sie zurück und nach vorne.

Die Übergabe der Schulleitung an deine Nachfolgerin Alexandra Steinmüller erfolgt mitten in der Corona-Pandemie, einer für die Schule sehr herausfordernden Zeit. Wie hast du die letzten Wochen im Amt wahrgenommen?

Ich musste immer alles von Tag zu Tag nehmen und versuchen, die gerade dringendsten Probleme zu lösen. Man konnte nicht gross planen, weil man nicht voraussehen konnte, wie sich die Lage entwickeln wird. Was die Übergabe natürlich erleichtert hat ist die Tatsache, dass meine Nachfolgerin Alexandra Steinmüller vorher bereits eine Kreisschule im Kanton Solothurn geleitet hat, dass sie dadurch die ganzen Sachverhalte kennt und sich an ihrer vorherigen Schule in der gleichen Situation befand.

Ein langes Berufsleben findet mit deiner Pensionierung seinen Abschluss. Du warst aber nicht immer als Schulleiterin tätig.

Nein, ich habe als Handarbeitslehrerin angefangen, war nachher als Fachlehrerin am früheren Arbeitslehrerinnenseminar tätig, also im Bereich der Lehrerausbildung. Später kehrte ich als Lehrkraft auf die Volksschulstufe zurück und unterrichtete wieder Werken - dies bereits an der Kreisschule Bechburg. Dann absolvierte ich parallel zu meiner Unter-richtstätigkeit die Schulleiterausbildung. Anfangs war ich als stellvertretende, dann als Co-Schulleitern angestellt. In den letzten zehn Jahren übte ich das Amt alleine aus.

2008 erfolgte an der Kreisschule der Wechsel zur «Geleiteten Schule». Ab jenem Zeitpunkt gab es das Amt des früheren «Schulvorstehers» nicht mehr und die Schulleitung erhielt operative Verantwortung und Entscheidungskompetenzen. Worin bestehen diese Aufgaben?

Ein wichtiger Bereich ist die Schul- und Qualitätsentwicklung. Die Schulleitung trägt die Verantwortung für das Erreichen der gesteckten Qualitätsziele. Auf dieser Basis erfolgt die Jahresplanung aller Sitzungen, schulischen Aktivitäten und Weiterbildungen.

Eine Schulleiterin vertritt die Schule nach aussen, dazu gehört auch die Kommunikation mit Eltern, welche ein Anliegen haben.

Man ist verantwortlich für die Personalführung, unterstützt und fördert die Lehrpersonen - besonders auch in schwierigen Situationen - und führt Mitarbeitergespräche. Die Rekrutierung von der Stellenausschreibung bis zur Einstellung gehört ebenfalls zu den Aufgaben.

Die Schulleitung macht zudem regelmässig Unterrichtsbesuche, welche in fachlichen Gesprächen mit den Lehrpersonen ausgewertet werden. Aus diesen Alltagssituationen können sich dann Punkte für pädagogische Weiterbildungen mit dem ganzen Team ergeben. So wird der Austausch der Lehrpersonen untereinander gefördert und man versucht, gemeinsam Lösungen für ein Problem zu finden. Umfangreichere Themen der letzten Jahre waren insbesondere die «Spezielle Förderung», die Einführung des «Lehrplans 21» und natürlich die Reform der Sekundarstufe I. Dazu wurden verschiedenste Seminare durchgeführt.

Seit 2002 hast du unsere Schule sehr gewissenhaft und mit grossem Engagement geführt. Du hattest stets ein offenes Ohr für die Anliegen von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrpersonen und eine optimale Lösung für alle Beteiligten war dir wichtig. Von welchen Grundsätzen und Wertvorstellungen hast du dich bei deiner Arbeit leiten lassen?

Ich bin immer davon ausgegangen, dass Lehrpersonen kompetente Fachleute sind und habe stets versucht, sie darin zu unterstützen und ihnen auf diese Weise zu begegnen. Gute Fähigkeiten aber auch Schwächen haben wir alle, stets alles zu hinterfragen und vorzuschreiben fand ich daher nicht sinnvoll - ausser die Situation erforderte natürlich ein Eingreifen meinerseits.

Die ganze Institution Schule ist aber in erster Linie für die Schülerinnen und Schüler da. Sie bildeten stets das Zentrum meines Wirkens und verdienen es, geschützt und gefördert zu werden. Den meisten Jugendlichen konnten wir glücklicherweise auf diese Weise gerecht werden.

Corona hat deine letzten Berufsjahre massgeblich geprägt, ist aber sicher nicht die einzige Herausforderung, welcher sich eine Kreisschule in diesen Zeiten stellen muss.

Da kommt mir speziell die Umsetzung des Lehrplans 21 in den Sinn. Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Oberstufe ist die Lehrstellensuche, wo viele Lernende Begleitung brauchen. Überhaupt ist es zentral, die Jugendlichen in ihrem Werden zu unterstützen. Jeder Mensch besitzt irgendwo Stärken, welche leider in der Schule nicht immer alle zum Tragen kommen. Daher war mir die Wertschätzung den Jugendlichen gegenüber stets sehr wichtig.

Die Digitalisierung ist zudem ein sehr aktuelles Thema. Da hat sich enorm viel geändert. Früher war die Bibliothek der Stolz eines Schulhauses. Heute kommt man im Internet viel schneller an viel mehr Informationen. Das führt dazu, dass die Lehrpersonen heute nicht mehr das Monopol über das Wissen besitzen, weil dieses nun für alle leicht zugänglich ist. Daher ist es wichtig zu lernen, wie man lernt. Es geht nicht mehr nur um das Lernen von reinem Sachwissen.

Welche Highlights aus den Jahren an der Kreisschule Bechburg bleiben dir in speziell guter Erinnerung?

Vor allem Veranstaltungen, welche die Schule als Ganzes durchgeführt hat, waren für mich stets eine grosse Bereicherung. Fast 200 Schülerinnen und Schüler, welche gemeinsam mit den Lehrpersonen etwas unternehmen, feiern, Sport treiben - das fand ich immer toll. Es war schön, die Freude bei den Beteiligten zu sehen, besonders wenn die Jugendlichen selber bei der Planung und Durchführung der Anlässe involviert waren, ihren Beitrag leisten und sich mit ihren Ideen einbringen konnten.

Nun beginnt für dich ein neuer Lebensabschnitt. Bei deinen vielseitigen Interessen und deiner Kreativität sind bestimmt spannende Projekte geplant.

Langeweile wird bei mir in der Tat kaum aufkommen: Lesen, kulturelle Veranstaltungen besuchen - das werde ich hoffentlich geniessen können. Ich freue mich enorm darauf, nicht mehr zu «müssen», nur noch zu «dürfen» und zu «wollen». Ich habe die Arbeit als Schulleiterin gerne gemacht und bin dankbar für das Vertrauen, das ich an der Schule stets geniessen durfte, aber jetzt ist Zeit für etwas Neues.

Im Namen der Schüler- und Lehrerschaft sowie des Vorstandes danke ich dir ganz herzlich für die langjährige vorzügliche Arbeit zugunsten der Kreisschule Bechburg. Wir wünschen dir alle für deinen (Un)Ruhestand alles Gute!

Als Nachfolgerin von Rita Haefeli hat der Vorstand Frau Alexandra Steinmüller gewählt. Sie ist seit dem 1. Februar 2022 als neue Schulleiterin tätig. Einen ersten Fokus wird sie auf das Digitalisierungsprojekt richten, welches bereits unter der Leitung von Rita Haefeli gestartet wurde. Ab dem kommenden Schuljahr werden alle Lernenden der Kreisschule Bechburg ein persönliches iPad als Arbeitsinstrument erhalten. Geplant sind umfassende Schulungen der Lehrpersonen für den optimalen Einsatz der Geräte im Unterricht.

Karin Ackermann